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Matomo Analytics

Webanalyse mit matomo

Datenschutzfreundliche Alternative zu Google Analytics

Karsten Buth, 25. Februar 2022

Aufgeschreckt durch die aktuellen Entwicklungen rund um Cookie-Banner und den datenschutzkonformen Einsatz von Google Analytics finden viele Website-Betreiber derzeit den Weg zur Webanalyse-Plattform Matomo. Tatsächlich hat die Open-Source-Lösung einige überzeugende Vorteile – insbesondere für WordPress-Nutzer.

Inhalt dieses Beitrags

1. Der Markt der Webanalyse-Anbieter

2. Gute Gründe für eine Alternative zu Google Analytics

3. Webanalyse mit Matomo

4. Matomo Analytics-Plugin: Matomo in WordPress nutzen

5. Reichweitenmessung anstatt Tracking: Webanalyse ohne Cookie-Banner

6. Das Wichtigste in Kürze

7. missing link integriert Reichweitenmessungen mit Matomo

Der Markt der Webanalyse-Anbieter

Es ist wirklich verlockend: Google bietet mit seinem Webanalyse-Dienst Google Analytics ein kostenfreies und umfassendes Werkzeug an, um die Nutzung einer Website statistisch auszuwerten. Dazu ist es bestens mit anderen Google-Produkten wie Google Ads und der Google Search Console zu verbinden. Weil auch noch die Integration – ob mit oder ohne Google Tag Manager – schnell erledigt ist, erfreut sich diese Lösung großer Beliebtheit.

Bezogen auf die deutsche Toplevel-Domain .de wird im Februar 2022 von einem Marktanteil von beinahe 80 Prozent ausgegangen.

Kostenpflichtige Analyse-Anbieter haben es schwer, gegen die bestechenden Vorteile von Google Analytics zu punkten. Sie spielen in Summe nur eine sehr kleine Rolle im gesamten Webanalyse-Markt.

Ein kostenfreier Anbieter sticht jedoch hinaus und freut sich über immer weiter wachsende Marktteile: Die als Open Source veröffentlichte Webanalyse-Plattform Matomo, die es im Februar 2022 auf immerhin 16,9 Prozent Marktanteil bringt.

Gute Gründe für eine Alternative zu Google Analytics

Matomos zunehmender Marktanteil hängt vor allem mit den Schwächen des Platzhirsches Google Analytics zusammen. Denn trotz aller Vorteile hat Googles Dienst gravierende Probleme.

Der Einsatz des Datensammeldienstes, der seine Webserver in den USA betreibt, ist in der EU rechtlich alles andere als unbedenklich.

In vielen Ländern gilt daher derzeit, dass Google Analytics nur dann genutzt werden darf, wenn die Website-Besucher vorab über die Verwendung dieses Dienstes informiert werden und der Sammlung der eigenen Daten aktiv zustimmen.

Das allein führt zu einem Qualitätsproblem der auswertbaren Daten: Gemessen wird nur, wer sich explizit bereiterklärt, dass er gemessen werden möchte. Alle anderen Besucher und deren Verhalten auf einer Website bleiben für Google Analytics unsichtbar.

Wem das noch nicht Einschränkung genug ist, der muss seit Beginn des Jahres 2022 lesen, wie erste EU-Staaten falsch konfigurierte Integrationen von Google Analytics nochmal explizit verbieten lassen. Den Anfang machte die österreichische Datenschutzbehörde, ihr folgte die französische Behörde nun nach.

Who owns your website data? If you're using Google Analytics right now, then it's not you.

Google Analytics is ‘free’ because they’re using your data to monetise their advertising platforms. Your Google Analytics data is tracked, stored and owned by Google, which threatens the privacy of your website visitors and customers​.

Matomo Analytics

Webanalyse mit Matomo

Matomo bedeutet im Japanischen so viel wie "anständig". Eine klare Anspielung auf eines der Prinzipien, denen sich die Plattform verpflichtet fühlt. Doch auch über den datenschutzfreundlichen Einsatz hinaus kann der Analyse-Dienst mit einigen Besonderheiten überzeugen. Als Open-Source-Software setzt die Plattform auf eine aktive Entwicklergemeinde, die das System auch künftig flexibel innovativ halten sollen.

Für große und viel besuchte Websites ist es interessant, dass Auswertungen innerhalb von Matomo auf der Gesamtheit der erhobenen Daten beruhen. Google Analytics gibt hier - zugegeben: recht hohe - Aktionswerte pro Seite als Limit vor, bei deren Überschreitung dann Data-Sampling betrieben wird. Das bedeutet: Eine Teilmenge der Website-Daten wird stellvertretend ausgewählt und genutzt, um die Ergebnisse für die Gesamtheit zu schätzen.

Der Umstieg von Google Analytics zu Matomo wird durch ein Import-Feature erleichtert: Die historische Google Analytics-Daten könnten damit direkt in die Matomo-Installation übertragen werden.

Auch auf die Daten aus der Google Search Console muss in Matomo nicht verzichtet werden. Suchverhalten und Crawling-Statistiken können problemlos eingebunden werden. Aber nicht nur das: Auch die Webmaster-Tools von Bing und Yahoo werden unterstützt. Das leistet Google Analytics nicht.

Für Android und iOS werden kostenfreie Matomo-Apps in den Stores angeboten, die das mobile Analysieren von Daten ermöglichen.

Matomo Webanalyse Dashboard

Ausschnitt eines Webanalyse-Dashboads in Matomo

Matomo ist eine kostenfreie Open Source-Lösung auf Basis von PHP und MySQL und damit gut geeignet, um auf dem eigenen Webserver installiert zu werden. Die Datenhaltung auf dem eigenen Webserver (Matomo On-Premise) macht eine Datenweitergabe an Dritte überflüssig. Die Webanalyse einer von außen nicht erreichbaren Intranet-Lösung wird durch den eigenen Serverbetrieb ebenfalls möglich.

Die Besucherzählung wird entweder über JavaScript, eine API oder ein Zählpixel realisiert. Alternativ kann Matomo auch genutzt werden, um lediglich die vom Webserver erstellten Logfiles zu analysieren.

Um aussagekräftige Daten zur Website-Nutzung zu erhalten, ist es notwendig, zwischen echten Besuchern und Spam-Bots unterscheiden zu können. Die allermeisten AdBlocker blockieren Matomo nicht, was die Anzahl echter Besucher-Daten erhöhen kann. Parallel dazu wird sogenannter Referrer-Spam durch kontinuierlich gepflegte Blacklists herausgefiltert.

Mit der Matomo Cloud wird zusätzlich noch eine kostenpflichtige Hosting-Möglichkeit fernab des eigenen Webservers angeboten. Wer sich aber vorrangig aus Datenschutzgründen für Matomo entscheidet, wird mit der Datenhaltung bei einem externen Dienstleister eventuell seine Schwierigkeiten haben. Das Hosting-Angebot wird über Amazon Web Services - ebenfalls ein us-amerikanischer Dienst - realisiert. Der verwendete Serverstandort liegt nach eigenen Angaben aber in Deutschland.

Was häufiger zu Verwirrungen führt: Matomo war früher unter dem Namen Piwik bekannt und wurde 2018 umbenannt. Die Namensrechte gingen an ein Unternehmen über, das unter dem Namen Piwik Pro eine eigene kommerzielle Webanalyse-Plattform anbietet, die aber in keiner Verbindung zu Matomo steht.

Matomo Features

Feature-Auflistung auf der Matomo-Website

Matomo Analytics-Plugin: Matomo in WordPress nutzen

Seit 2019 gibt es mit Matomo Analytics ein von Matomo selbst entwickeltes WordPress-Plugin. Es ist für Website-Betreiber die denkbar einfachste Möglichkeit, die Webanalyse-Daten auf dem eigenen Webserver zu hosten und das Tracking in die Website zu integrieren.

Dazu muss tatsächlich nur das kostenfreie WordPress-Plugin Matomo Analytics aus dem WordPress-Plugin- Verzeichnis installiert und aktiviert werden. Das Besondere: Matomo legt dann automatisch die benötigten Tabellen zur Datenhaltung in der MySQL-Datenbank der WordPress-Instanz an und installiert sich damit von selbst. Die Matomo-Auswertungen sind dann direkt im WordPress-Backend abrufbar.

Im Plugin-Verzeichnis von WordPress ist mit WP-Matomo (WP-Piwik) noch ein weiteres Matomo-Plugin zu finden. Dieses Plugin installiert keine Komplettversion von Matomo, sondern ist zur Anbindung einer bestehenden Matomo On-Premise- oder Matomo Cloud-Instanz gedacht.

Die Lösung ist vor allem dann interessant, wenn Matomo auf mehreren Websites eines Anbieters eingesetzt wird. Dann platziert das Plugin den notwendigen Tracking-Code in der WordPress-Website.

WordPress is currently used on approximately 30% of all websites. Many of them use the self-hosted open-source WordPress version. Giving everyone in this market the opportunity to easily get a powerful web analytics platform for free, means a lot to us.

Matomo Analytics

Reichweitenmessung anstatt Tracking: Webanalyse ohne Cookie-Banner

Cookie-Banner und damit die Möglichkeit für Nutzer, sich gegen die Erfassung ihrer Daten zu entscheiden, sind ein Problem für die Datenqualität in der Analyse von Websites. Weil Nutzer in Cookie-Bannern dem Tracking aktiv zustimmen müssen, sind viele Website-Zugriffe über Google Analytics nicht mehr sichtbar.

Matomo lässt sich hingegen auf verschiedene Arten einsetzen. Die aus Datenschutzsicht einfachste Möglichkeit ist, dass Matomo selbst gar keine Daten von Nutzern erhebt, sondern lediglich die Auswertung der durch den Webserver angelegten Logfiles übernimmt. In diesem Fall sammelt Matomo selbst keine Daten und setzt keinen Cookie. Es braucht dafür also keine Zustimmung der Nutzer über ein Cookie-Banner.

Logfile-Analysen unterliegen aber vielen Einschränkungen und nicht ohne Grund sind Analyse-Dienste wie Google Analytics entstanden, weil diese Form der Website-Auswertung für Marketingzwecke nicht mehr ausreichend war.

Alternativ kann Matomo über Device-Fingerprinting oder eben über das Setzen von Cookies eingebunden werden. Ob und wann diese Formen des Trackings zustimmungspflichtig sind, wird aktuell mit sehr unterschiedlichen Auffassungen von Datenschützern und Rechtsanwälten diskutiert.

Ein relevantes Kriterium ist dabei die Unterscheidung zwischen Tracking und Reichweitenmessung. Während Tracking bedeutet, Nutzer und deren Verhalten individuell - auch über die Grenzen einer Website hinweg - zu verfolgen, meint Reichweitenmessung die analytische Betrachtung von Personengruppen. Anders gesagt: Während bei einer Reichweitenmessung notiert wird, wie viele schwarze Autos in einer Stunde eine bestimmte Straße entlangfahren, wird beim Tracking jedem Auto, das die Straße befährt, ein Peilsender verpasst.

Matomo geht davon aus, dass die angebotene Webanalyse-Lösung ohne Zustimmung in Cookie-Bannern eingesetzt werden kann, wenn eine datenschutzfreundliche Konfiguration vorgenommen wird. Bei der dürfen keine Cookies gesetzt werden, den Nutzern muss eine einfache Möglichkeit zum Abstellen der Erfassung gegeben werden und ein Hinweis auf Matomo muss in den Datenschutzhinweisen der Website ergänzt wird.

Das Wichtigste in Kürze

Was spricht gegen Google Analytics?

Google Analytics betreibt seine Webserver in den USA. Eine lokale Installation des Tracking-Tools auf dem eigenen Webserver ist nicht möglich. So wird bei der Datenerfassung immer ein Cookie eines Google-Servers gesetzt. Darüber müssen Website-Betreiber ihre Nutzer nicht nur informieren, diese müssen dem Tracking auch aktiv zustimmen.

Was ist Matomo?

Matomo, bis 20218 auch als Piwik bekannt, ist eine kostenfreie Open-Source-Plattform für die statistische Analyse von Websites. Matomo kann auf dem eigenen Webserver installiert werden, auf dem dann auch die Daten verwaltet werden. So ist keine Datenweitergabe an Dritte notwendig.

Was ist Matomo Analytics für WordPress?

Mit dem Plugin Matomo Analytics kann eine WordPress-Installation einfach um eine Matomo-Webanalyse ergänzt werden. Dabei wird Matomo direkt in die von WordPress verwendete Datenbank integriert. Zugriff auf die Auswertungen erhalten Benutzer über das WordPress-Backend.

Kann Matomo ohne Cookie-Banner eingesetzt werden?

Laut Aussage von Matomo ist bei korrekter Implementierung ein Betrieb ohne Zustimmungspflicht in einem Cookie-Banner möglich. Rechtssicherung herrscht hierfür aber nicht.