Künstliche Intelligenz und Pop-Musik
Der finnische Pop-Künstler Suno Taris klingt unauffällig, eingängig und etwas beliebig – Es gibt ihn nur nicht wirklich.
Karsten Buth, 23. Februar 2024
Gregor Schmalzried ist Schuld. In einer Ausgabe des KI-Podcasts der ARD stellte er sein kurzweiliges Experiment mit suno.ai vor. Das Ergebnis: Erstaunlich natürlich klingende Musik, die nach einem recht simplen Prompt entstanden war. Was, wenn man das einmal auf die Spitze treibt und einen komplett fiktiven Künstler erschafft? Musik, Texte, Aussehen, Albumcover – alles durch KI generiert. Die Idee für das KI-Experiment “Suno Taris” war geboren.
Die Büchse der Pandora: Generative AI erstellt Pop-Musik
Der Grundgedanke ist, aktueller Pop-Musik einmal den Spiegel vorzuhalten. Vieles, was wir heute schon ohne KI zu hören bekommen, wirkt austauschbar und belanglos. Kann da nicht auch eine generative Künstliche Intelligenz mitmischen, die sich im Grunde der gleichen Mechanismen bedient?
KI-Tools zur Musikgenerierung sind nicht neu und es gibt Anfang 2024 noch einige Einschränkungen. Die Ergebnisse wirken nie vollständig natürlich, es braucht viel Geduld, Variationen im Prompting und eine hohe Anzahl an Versuchen, um brauchbare Ergebnisse zu erzielen.
Und doch ist das Ergebnis erschreckend dicht an dem dran, was wir so aus Radio und allgemeinen Playlists kennen. Nach anfänglicher Überraschung über die Möglichkeiten wechselte meine Gemütslage beim weiteren Experimentieren konstant zwischen Begeisterung, wohligem Schauer und Irritation.
Von den Ergebnissen kann ich mich in musikalischer Hinsicht nur distanzieren. Sie entsprechen weder meinem Geschmack, noch habe ich wirklich das Gefühl gehabt, im Detail aussteuern zu können, wohin Sunos’ künstlerische Reise geht. Genau das übernahm eben auch die KI.
Das vom KI-Tool Ideogram.ai generierte Portrait des Künstlers Suno Taris
(Prompt: Junger Mann in weißem Leinenanzug mit blauem Einstecktuch, blonde Haare, grüne Augen, in der Berliner U-Bahn)
Eine kleine Hintergrundgeschichte für die KI
Suno Taris ist der der ausgedachte Name eines Künstlers, der seinem ursprünglichen KI-Tool (suno.ai) Tribut zollt und im Nachnamen versteckt die Buchstaben AI trägt.
Weil die generierte Musik sich immer unterschiedlicher Stimmen-Nuancen bedient und bei den deutschen Songtexten die Aussprache an mancher Stelle etwas unnatürlich klingt, entstand daraus die fiktive Biographie des Künstlers, die sich inzwischen nicht nur auf der Artist Page von Suno Taris auf Spotify sondern auch bei Wikipedia findet:
“Suno Taris, das Pop-Chamäleon aus Finnland, überzeugt mit seiner unerreichten Bandbreite in Stimme und Sound.
In seiner Jugend tauschte er die ländliche Weite Finnlands gegen das laute und immerwache Berlin. Hier atmet er Großstadtluft und erschafft handgemachte Pop-Musik voller Sehnsucht und Herz. Sein nach ihm benanntes Debütalbum umfasst neben den deutschsprachigen Pop-Hymnen “Jeder Schritt ein neuer Tanz”, “Thermomix der Liebe” und dem Überraschungs-Hit “Welchen Unterschied es macht” auch seine Liebeserklärung an Finnland: “Suomen kesä”.
Suno Taris: Noch nie war Pop so persönlich, so nahbar, so mitreißend.”
Erste Erfolge
Anfang 2024 ist es noch etwas Besonderes, wenn Musik und Künstler von KI erstellt werden. Ich freute mich anfangs vor allem über Aufmerksamkeit aus meinem LinkedIn-Netzwerk und bekam interessierte Rückfragen zur technischen Umsetzung des Experiments.
Irgendwann verselbständigte sich das Projekt und erreichte auch eine mir unbekannte Hörerschaft. Interessant in den Spotify-Statistiken zu verfolgen: Besondere Aufmerksamkeit erfährt Suno Taris inzwischen in Deutschland, Finnland und Spanien.
Suno Taris wird auf Spotify vor allem in Deutschland, Finnland und Spanien gestreamt.